Laborwerte von A-Z
RDW (red cell distribution width)
Die RDW (red cell distribution width = Erythrozytenverteilungsbreite) gibt an, wie stark die Größe der roten Blutkörperchen variiert, ob die roten Blutkörperchen also relativ gleich oder sehr unterschiedlich groß sind.
Normalbereich (Blut)
< 15 % (laborabhängig)
Indikation
Ursächliche Klärung und Klassifizierung einer Anämie
Ursachen erhöhter Werte
- Bei erniedrigtem MCV: Eisenmangelanämie
- Bei normalem MCV: Chronische Knochenmarkerkrankung (z.B. Osteomyelofibrose)
- Bei erhöhtem MCV: Vitamin-B12-Mangel-Anämie
Renin
Das in der Niere gebildete Enzym Renin ist wesentlich an der Blutdruckregulation beteiligt. Es setzt eine Reaktionskette in Gang, die über eine Engstellung der Blutgefäße und eine verminderte Natrium- und Wasserausscheidung der Nieren (infolge einer Mehrausschüttung von Aldosteron) den Blutdruck steigert. Entsprechend wird es bei Natriummangel, vermindertem Blutvolumen oder verringerter Nierendurchblutung vermehrt freigesetzt.
Normalbereich (Blut)
- Liegend: 3–28 ng/l (laborabhängig)
- Stehend: 4–45 ng/l (laborabhängig)
Indikation
- Abklärung eines Bluthochdrucks
- Verdacht auf Hyperaldosteronismus
- Verdacht auf Renin produzierende Tumoren
Ursachen erhöhter Werte
- Verengung der Nierenarterien
- Bluthochdruck anderer Ursache
- Morbus Addison (primärer Hypoaldosteronismus)
- Sekundärer Hyperaldosteronismus
- Renin produzierender Tumor
- Einnahme von Abführmitteln, harntreibenden Medikamenten (Diuretika), ACE-Hemmern
- Schwangerschaft
Ursachen erniedrigter Werte
- Conn-Syndrom (primärer Hyperaldosteronismus)
- Einnahme von Medikamenten wie z.B. Betablockern, NSAR-Schmerzmitteln
Hinweise
Wegen der Beeinflussung des Reninspiegels durch zahlreiche Medikamente sollten Sie bei einer geplanten Reninbestimmung alle eingenommenen Medikamente dem Arzt mitteilen, damit sie, falls möglich, rechtzeitig vorher abgesetzt werden können.
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).Retikulozyten
Retikulozyten sind ganz junge rote Blutkörperchen, die unter dem Mikroskop noch dunkle Körnchen oder eine netzartige Struktur in ihrem Inneren zeigen und somit gut von den älteren („reifen“) roten Blutkörperchen zu unterscheiden sind. Die Zahl der Retikulozyten gibt Aufschluss über die Blutbildungsleistung im Knochenmark.
Normalbereich (Blut)
0,5–2 % der roten Blutkörperchen (laborabhängig)
Indikation
- Unklare Blutarmut (Anämie)
- Verlaufskontrolle einer Anämiebehandlung.
Ursachen erhöhter Werte (gesteigerte Bildung roter Blutkörperchen)
- Hämolytische Anämie
- 2–3 Tage nach akutem Blutverlust
- Behandlung von Mangelanämien, z. B. bei Eisen-, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel
- Regeneration des Knochenmarks nach Knochenmarkschädigung, z. B. durch Medikamente.
Ursachen erniedrigter Werte (verminderte Bildung roter Blutkörperchen)
- Anämie infolge von Eisen-, Vitamin-B12- oder Folsäure-Mangel
- Anämie infolge einer chronischen Erkrankung, z. B. Infektion, (bösartiger) Tumor
- Anämie bei chronischem Nierenversagen
- Anämie bei Knochenmarkschädigung z. B. durch Zytostatika, aplastische Anämie.
Retinol (Vitamin A)
Vitamin A (Retinol) ist ein fettlösliches Vitamin. Das "fertige" Vitamin A ist vor allem in tierischen Lebensmitteln vorhanden (Details zu Vorkommen, Funktion und täglichem Bedarf). Die pflanzlichen Vorstufen von Vitamin A heißen Karotinoide, z.B. Beta-Karotin (β-Karotin, Beta-Carotin, β-Carotin). Sie werden im Körper in Vitamin A umgewandelt.
Vitamin A wird in der Leber gespeichert. Überdosierung bis zur Vitamin-A-Vergiftung in Extremfällen ist möglich.
Normalbereich (Blut)
100–1000 µg/l
Indikation
- Verdacht auf Vitamin-A-Mangel, z.B. bei Nachtblindheit, bestimmten Haut- und Schleimhautveränderungen
- Kontrolle bei chronischen Verdauungs- oder Resorptionstörungen
- Verdacht auf Vitamin-A-Überdosierung
Ursachen erhöhter Werte
Überversorgung mit Vitamin A, z.B. bei längerfristiger Einnahme hochdosierter Vitaminpräparate
Ursachen erniedrigter Werte
- Störungen der Fett- und infolgedessen der Vitamin-A-Aufnahme infolge einer Leber-, Bauchspeicheldrüsen-, Gallen- oder Dünndarmerkrankung
- Unzureichende Zufuhr bei Unter- und Fehlernährung, stark fettreduzierten Diäten, Alkoholmissbrauch, längerfristiger künstlicher Ernährung
Rheumafaktoren
Rheumafaktoren sind Autoantikörper vom Typ IgM gegen eigene IgG. Rheumafaktoren sind zwar bei rheumatoider Arthritis in etwa 70 % nachweisbar, können aber auch bei anderen Erkrankungen sowie je nach Lebensalter bei bis zu 25 % der Gesunden nachweisbar sein. Die Höhe der Werte kann Aufschluss über die Schwere der Erkrankung geben.
Normalbereich (Blut)
< 40 U/ml (laborabhängig)
Indikation
Verdacht auf Rheumatoide Arthritis
Ursachen erhöhter Werte
- Rheumatoide Arthritis
- Andere rheumatische Erkrankungen, z. B. Sjögren-Syndrom
- Chronische Lebererkrankungen, z. B. chronische Hepatitis
- Chronisch-entzündliche Lungenerkrankungen
- Infektionen.
Riboflavin (Vitamin B2)
Das wasserlösliche Vitamin B2 (Riboflavin) ist erforderlich z.B. für Zellenzyme der Energiegewinnung. Bei normaler Ernährung sind Mangelerscheinungen nicht zu befürchten, Überdosierungserscheinungen sind beim Menschen unbekannt.
Normalbereich (Blut)
> 60 µg/l
Indikation
Verdacht auf Vitamin-B2-Mangel
Ursachen erniedrigter Werte
- Einseitige Ernährung, Diäten
- Alkoholmissbrauch
- Verdauungs- und Resorptionsstörungen
- Schwangerschaft, Einnahme der "Pille"